Freitag, 12. Dezember 2014

Bürokratiesituation

Die Geflüchteten brauchen Hilfe beim Umgang mit Behörden. Damit die Helfer sich mit ihnen darüber auseinandersetzen können, brauchen sie Übersetzungen, die häufig nur Erklärungen sein können, weil es im Ausland keine Entsprechung gibt. Im allgemeinen arabischen Sprachgebrauch werden deshalb häufig die deutschen Wörter benutzt.

Ämter

Ausländerbehörde
مصلحة الأجانب
Arbeitsagentur
وكالات العمل
Bürgeramt
مكتب الخِدمة المواطنين
Jobcenter
مركز الوظائف
Krankenversicherung
تأمين صحي
Meldebehörde
مصلحة التسجيل المختصة
Soziale Wohnhilfe
مساعدة إجتماعية سكنية
Wohnheim
مكان السكن و النوم, مَلجأ

 

Personenbezeichnungen

Angestellter موظف
Füchtling
لاجئ
Kontingent-Flüchtling
لاجئ محدّد
Humanitärer Flüchtling
لاجئ إنساني
Berater
مستشار
Ehrenamtlicher
مُتطوع

Vorschriften

Asyl
لَجوء
Asylbewerber
طالب اللجوء السيسي
Aufenthaltsstatus
تصاريح الإقامة
Arbeitslosengeld
إعانة لابطالة
Arbeitserlaubnis
تصريح عمل
Abschiebung
ترحيل
Abschlagszahlung
اِستلاف
Kindergeld
إعانة رعاية طفل
Regelsatz
مجموعة الأوامر


Aktivitäten

Anmeldung
تسجيل
Antrag
طلب
Beratung
استشار
Integrationskurs
دورة الإندماج
Orientierungskurs

Unterschrift
توقيع

Unterlagen

Meldebestätigung
تأكيد التسجيل
Aufnahmezusage
ورق ثبوتي
Ausweis
(بطاقة) هوية
Pass
جَوّاز السفر
BerlinPass

Visum
تأشيرة سفر
Wohnberechtigungsschein
وثيقة رخصة السكن

Montag, 8. Dezember 2014

Bewirtungssituation

Bei einem Gespräch bietet man sich gegenseitig etwas zu essen und zu trinken an.
Die drei Punkte bedeuten, dass man noch Satzteile aus anderen Zeilen hinzufügen muss.
يعني النقط الثلاثة الإضافة كلمات من خطوط أخرى   


Bewirtungssituation

Syrisch

Frage

 

Antwort

Hoch-

Arabisch

Deutsch

Frage

 

Antwort

bíddak/-ik … êh, bíddi
هل تر يدٌ.../
نعم, اُريدٌ...
Willst
du...?
Ja, ich
will...
... tíshrab/-i ... ...íshrab
...
...أن تشرب/
...أن أشرب
...trinken ...
trinken
... tâkl/-i ... ...âkl ... / ...أن تأكل
...أن أكل...
...essen ... essen

...shi شيءً ... etwas/
irgendein
es gibt ein
Problem

...‘áHueh قهوة Kaffee

...shêi شاي Tee

...3aSîr
tuffáH
عصير تفاح Apfelsaft

...burt‘ân برتقال Orangen-

...ka3k كعك gebackener
Käse


... u ...
uala ...
bass
...و...
أو...
لكن
... und ...
oder ...
aber

shu bíddik
tâkli?
ma bíddi
shi
ما تريدٌينٌ أن
تأكلي/ لا اُريدٌ
شيءً
Was willst
du essen?
Nichts

Familiensituation

Die Unterhaltung über die Familie bringt die beiden Gesprächspartner einander näher:


Familiensituation

Syrisch

Frage

 

Antwort

Hoch-

Arabisch

Deutsch

Frage

 

Antwort

shu akhbâr
...
kil shi
tamâm
ما هي أخبار...
/ كل شيءً تمام
Was gibt’s
neues von
. . .
Alles in
Ordnung
... abûk/-i húe
mutauáffi
أبوك/ أبوكي ...deinem
Vater?
er ist
verstorben
... úmmak/-ik híe
3âisheh
أمك؟/ هي عا شٌة ...deiner
Mutter?
sie lebt
mitêsif/ -eh
آسف/ آسفة tut mir
leid

uên sêknîn? lissát-on
sêknîn bi..
أ نٌ سٌكنون؟
سٌكنون بعد
ف .ً..
Wo
wohnen
sie?
sie
wohnen
noch in ..
sh’ad Sar-lon
hunîk?

منذ متى هم
هناك؟
seit wann
sind sie
schon da?


Themenliste für Tandems

Für die nächsten Tandemtreffen suchen wir Themen.
Jedes Mitglied sollte zwei Themen vorschlagen und dazu eine Vokabelliste in Deutsch und Arabisch erstellen.
Die Vokabelliste soll dazu dienen, dass sich alle Tandem-Mitglieder auf ein Gespräch vorbereiten können.
Wir wollen weiterhin versuchen, zu jedem Thema Fragen und Antworten zu entwickeln.
Diese Dialoge sollen dann mit wechselnden Tandempartnern geübt werden.

Hier ist eine Liste der bisher vorgeschlagenen Themen:
  • Jobsuche: Zeitungs-Annoncen, Telefonate und eMails mit Arbeitgebern
  • Vorstellungsgespräch: Lebenslauf, Kenntnisse, Forderungen
  • Wohnungssuche: Zeitungs-Annoncen, Telefonate mit Vermietern
  • Kulturunterschiede: Freundschaftsbesuche, Höflichkeit, Heirat
  • Studienbewerbung an der Universität 
  • Fahrräder: Reparatur, Verkehr (zur Teilnahme an der Fahrradspende)
  • Bürokratie: Ämter, Dokumente (zur Begleitung zu Ämtern)
Ich werde diese Liste ständig erweitern, wenn mich Vorschläge per eMail erreichen.
Zu jedem Thema wird es eine gesonderte Seite geben, sobald Vokabellisten existieren.

Sonntag, 30. November 2014

Nachfragesituation

Nach der Begrüßung fragt man aus Höflichkeit nach dem Befinden des Gesprächspartners und seiner Familie.
Die drei Punkte bedeuten, dass man noch Satzteile aus anderen Zeilen hinzufügen muss.
يعني النقط الثلاثة الإضافة كلمات من خطوط أخرى
Nachfragesituation

Syrisch

Frage

 

Antwort

Hoch-

Arabisch

Deutsch

Frage

 

Antwort

shu
akhbârak/ -
ik?
kil shi
tamâm
ما هي أخبارك/
كل شيءً تمام
Was gibt’s
neues?
Alles in
Ordnung
shu akhbâr
...
mâshi l-
Hêl
ما هي أخبار...
/ ماشي الحال
Was gibt’s
neues von
. . .
Es geht
so
... áhlak/-ik ahl-i mnîH /... أهلك
أهلي جيّد
... deiner
Familie
Meiner
Familie
geht’s gut
... lmádraseh fih
mishkleh
المدرسة..
يوٌجد مشكلة ...
... der
Schule
es gibt ein
Problem
... l-HúSSa
لدرس ... Unterricht

Begrüßungssituation

Die wichtigste Situation ist die Begrüßung, weil man sie mit jedem Gesprächspartner jedes Mal wiederholt.

Begrüßungssituation

Syrisch

Frage

 

Antwort

Hoch-

Arabisch

Deutsch

Frage

 

Antwort

mérHaba mérHaba مرحبا Hallo Hallo
kîfak/ kîfik? mnîH/ mnîHa/
Hámdu lilláh
كيف حلك؟/
الحمد لله
wie geht’s
dir?
Gut
kîfak énte/
kîfik énti?
kil shi
tamâm
كيف حالك أنت؟
كل شيء تمام
Und dir? Alles in
Ordnung
shu
ismak/ik?
ismi ... ما اِسمك؟
اِسمي ...
Wie ist
dein Name?
Mein Name
ist ...
ma3
salâmeh
ma3
salâmeh
مع السلامة Auf
Wiedersehen
Tschüß

Sonntag, 23. November 2014

Alltagssituationen

Man muss sich in einer Fremdsprache zuerst in alltäglichen Situationen behaupten können.
Deshalb ist es angebracht, umgangssprachliche Sätze zu lernen, die man im Alltag immer wieder äußert.
Hier habe ich eine Sammlung von Sätzen in deutsch, Hocharabisch und libanesisch-syrischem Dialekt zusammengestellt.
(In diesem Beitrag gibt es Neuigkeiten!)

Arabisch für Tandems
Damit arabische Flüchtlinge mit Deutschen über die Alltagssituationen
sprechen können, wird folgende Methode angewendet:
1) Benutzung des syrisch-libanesischen Dialekts
    (die meisten Flüchtlinge stammen aus Syrien)
2) Übersetzungen ins Hocharabische
3) Lernen in Gesprächssituationen mit Frage und Antwort
    (wiederholte Übungsgespräche der Teilnehmer untereinander)
4) Notizen in lateinischer Umschrift wie im arabischen Facebook üblich:
    3am, 7al, 6ifl, 2abu (3am, Hal, Tifl, abu)
    (auch Anfänger ohne Schriftkenntnisse können sich beteiligen).

Übersicht über den Lernstoff:
مواضيع
Begrüßungssituation: Aussprache, Genus, Artikel, Sprachvergleich
Nachfragesituation: Possesivsuffixe, Genitiv, Femininendungen,
Nominalsätze, Demonstrativ
Familiensituation: Plural von Adjektiven, Adverbien „noch“, „schon“
Bewirtungssituation: Modalverben, Konjunktiv, Fragewörter,
Konjunktionen

Wir entwickeln ständig weitere Situationen für die nächsten Tandemtreffen.
Es gibt eine Seite mit einer Themenliste.

Tandembeschreibung
تبادل اللغات

  Sprachaustausch

الألمان يريدون أن يتعلموا العربية و العرب
يريدون أن يتمرّنوا اللغة الألمانية.
Die Deutschen wollen arabisch
lernen und die Araber wollen
deutsch üben.
التكرار هو أفضل تمرين.
Die beste Übung ist die
Wiederholung.
لذلك يجب أن نتمرّن مع أشخاص كثيرين.
Deshalb müssen wir mit vielen
Leuten üben.
مع كل شخص نقول نفس الجمل من حوار
مع أسئلة و أجابات حقيقية
Mit jeder Person sagen wir
dieselben Sätze aus einem
Dialog mit Fragen und echten
Antworten.
بعدها نغيّر اللغة و نتكلم دائماً بوضوح وببطء.
Danach wechseln wir die
Sprache
يوجد أربعة مواضيع:.
Es gibt vier Themen:
التحية, الحال الشخصي, الاهل, المشروبات.
Begrüßung, persönliche
Situation, Familie, Getränke
كتبت اِقتراح الجمل على الأوراق.
Ich habe einen Vorschlag für die
Sätze in die Unterlagen
geschrieben.
ممنوع أن يأخذ كل شخص مشروبه لوحده.
Es ist jedem verboten, sich
selbst ein Getränk zu nehmen
ويجب على كل شخص أن يطلبه من شخص
آخر بسبب التمرين
.
Zur Übung muss es jeder von
einer anderen Person bestellen



Donnerstag, 5. Juni 2014

Indirekt-Passiv in anderen Sprachen

Ich habe im Artikel Indirekt-Passiv die Umwandlung des indirekten Objekts aus einem aktiven Satz zum Subjekt eines passiven Satzes beschrieben.
Das gibt es nicht nur im Deutschen.

Auch im Englischen ist diese Bildungsform sehr üblich, sogar ähnlich häufig wie das normale Passiv:
Indirekt-Passiv: "I got my phone taken away" (221 000 Google-Hits)
Passiv: "my phone was taken away" (240 000 Google-Hits)

Das englische "to get" wird als Hilfsverb benutzt, entsprechend dem deutschen "kriegen".
Das deutsche "kriegen" wird hingegen nur für das Indirekt-Passiv eingesetzt.
Dem gegenüber wird "to get"sowohl für das normale Passiv als auch für das Indirekt-Passiv genutzt

Im Spanischen existiert zwar eine Bildungsform für das Indirekt-Passiv, wird aber seltener eingesetzt.
Man benutzt das Hilfsverb "tener", kann aber nicht klar zwischen den beiden Passiv-Formen unterscheiden:
Folgendes kann bedeuten "mir wurde ... weggenommen" und "ich habe ein weggenommenes ...":
Indirekt-Passiv: "tengo quitado ..." (41 000 Google-Hits)
Passiv: "... fue quitado" (90 000 Google-Hits)
Passiv-Umschreibung: "me quitaron ..." (1 010 000 Google-Hits)
Häufiger ist die Umschreibung des Passivs durch ein Aktiv mit unpersönlichen Plural-Subjekt.

Das Französische benutzt auch gerne die Umschreibung mit einem unpersönlichen Subjekt.
Immerhin kann man durch das Hilfsverb "se faire" auch das Indirekt-Passiv ausdrücken:
Indirekt-Passiv: "je me suis fait volé ..." (174 00 google-Hits)
Indirekt-Passiv alternativ: "je me suis fait voler" (617 000 Google-Hits)

Passiv: "... a été volé" (4 950 000 Google-Hits)

Passiv-Umschreibung: "on m' a volé ..." (2 820 000 Google-Hits)

Nur im Deutschen werden unterschiedliche Hilfsverben für die beiden Passiv-Varianten eingesetzt:
Passiv: "werden"
Indirekt-Passiv: "kriegen" oder "bekommen"
Im Englischen und Französischen ist das Indirekt-Passiv nur daran zu erkennen, dass ein direktes Objekt vorkommt, nur dann ist das Subjekt aus einem indirekten Objekt abgeleitet worden.

Die hier erwähnten Bildungsformen entsprechen natürlich nicht der Schulbuch-Grammatik.
Obwohl die Sprechweisen sehr üblich sind, werden sie in Schulbüchern nicht beschrieben.
Besonders der Begriff des "Hilfsverbs" ist etwas erweitert worden.
Auch der Begriff des "Passivs" ist allgemeiner aufgefasst worden:
Es tritt hier aber grundsätzlich zusammen mit einem Partizip Passiv auf.

Indirekt-Passiv

In den meisten Sprachen kann man die passive Form eines Satzes benutzen, um den Ausführenden unerwähnt zu lassen. Dabei wird das direkte Objekt des aktiven Satzes zum Subjekt des passiven:

Aktiv: "Das Jugendamt nimmt dir den Sohn weg"
Passiv: "Der Sohn wird dir (durch das Jugendamt) weggenommen"

Dabei verwandelt sich der Akkusativ des direkten Objekts - "den Sohn" -
in einen Nominativ - "der Sohn" - durch Benutzung des Hilfsverbs "werden"

Ein indirektes Objekt kann man auf diese Weise nicht zum Subjekt machen.
Die deutsche Umgangssprache kennt jedoch eine Art Indirekt-Passiv.
Sie bedient sich dazu der Verben "bekommen" oder "kriegen" als Hilfsverben.
In dieser Konstruktion wird das indirekte Objekt im Dativ - "dir" -
zu einem Subjekt im Nominativ - "du":

Aktiv: "das Jugendamt nimmt dir den Sohn weg"
Indirekt-Passiv: "Du kriegst (durch das Jugendamt) den Sohn weggenommen"

In Google kann man die Häufigkeit dieser Konstruktion erkennen, aber sie wird häufiger gesprochen als geschrieben:
Indirekt-Passiv: "weggenommen bekommen" (12 200 Google-Hits)
Passiv: "wurde weggenommen" (3 840 Google-Hits)

Dieser Zusammenhang wird auch in folgenden Artikeln erläutert, häufig mit dem Begriff "Bekommen-Passiv":
http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/fragen.ansicht?v_id=93
Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache
http://www.deutschegrammatik20.de/passiv/passiversatz-bekommen-gehoeren/
Leirbukt, Oddleif: "Untersuchungen zum Bekommen-Passiv im heutigen Deutsch"

Ich kenne etliche vergleichbare Konstruktionen in anderen Sprachen.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Füllwörter

Man nennt die kleinen Wörter, die den Sinn des Satzes nicht verändern, Füllwörter.
Deshalb hat man uns in der Schule beigebracht, dass man sie nicht schreiben sollte.
Sie tragen jedoch eine emotionale Einstellung zum Inhalt in sich und geben dadurch dem Satz eine Lebendigkeit. Für Deutsch Lernende sind sie schwer zu verstehen, weil die meisten keine Entsprechung in anderen Sprachen haben.


Kurzliste Emotion
Bedeutung Beispiel





aber Überraschung
Ich hätte nicht gedacht, dass ...




das ist aber voll in die Hose gegangen
also Bestätigung
Wenn ich dich recht verstehe, ...




du hast also in Frankreich studiert?
denn Neugierde
ich muss unbedingt wissen, ob ...




Hast du das denn noch garnicht bemerkt?
doch Widerspruch
Trotzdem hast du das gemacht.




Ich hatte dich doch gewarnt!



Im Gegenteil zu deiner Aussage




Doch!

Meinungsänderung
Jetzt erst fällt mir ein, dass ...




Gehen wir doch gemeinsam!
eben Bekanntheit
Es ist doch klar, dass ...




Jeder muss eben für sich selbst sorgen
mal Zeitunbestimmtheit
Ich möchte keine Gewohnheit daraus machen




Gib mir mal kurz den Stift!
ja Wunsch nach Zustimmung
Jeder wird mir recht geben, dass ...




Das ist ja wohl die Höhe!
schon Ungeduld
Beeile dich!




Nun sag es schon! 

Eingeständnis
Ich muss zugeben, dass ...




Das ist schon interessant
wohl Vermutung
Man kann nur glauben, dass ...




Da hast du wohl was in den falschen Hals gekriegt.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Irrealis in europäischen Sprachen

In der deutschen Umgangssprache kann man in den Nebensätzen von Konditionalsätzen einen einfachen Indikativ konstruieren, wie im Artikel über den Irrealis beschrieben.

Auch in anderen europäischen Umgangssprachen existiert dieses Phänomen in unterschiedlicher Ausprägung:

Die französische Umgangssprache hängt noch am meisten an der traditionellen Grammatik:

"je serais heureux, si vous pouviez" (156 000 Google-Hits)
"je serais heureux, si vous pouvez" (15 Google-Hits)

Die spanische Umgangssprache hat sich schon klar für die Vereinfachung entschieden:

"agradecería mucho, si pudieran" (703 000 Google-Hits)
"agradecería mucho, si pudiesen" (68 900 Google-Hits)
"agradecería mucho, si pueden" (2 170 000 Google-Hits)

Die englische Umgangssprache liegt dazwischen:

"I would be pleased if you would" (6 810 000 Google-Hits)
"I would be pleased if you could" (278 000 Google-Hits)

"I would be pleased if you can" (1 630 000 Google-Hits)

Auf jeden Fall kann man feststellen, dass es eine europäische Tendenz zur Vermeidung eines doppelten Konjunktivs gibt, wenn dessen Benutzung im Hauptsatz alleine schon ausreicht, um den Sinn zu klären.

Modalverben ohne Hauptverben

Normalerweise benutzt man die Modalverben (können, dürfen, müssen, wollen, etc) in Verbindung mit einem Hauptverb (z.B. ich kann Fahrrad fahren).
In der Umgangssprache ist es jedoch möglich, die Hauptverben wegzulassen, falls sie eine Bewegung beschreiben.
In manchen Dialekten kann man in der Vergangenheit sogar auf das Modalverb verzichten und es bleibt nur noch das Hilfsverb.
Dann muss allerdings eine adverbielle Bestimmung für die Bewegung erwähnt werden:
(rein, raus, weg, nach Hause, etc.).

Hochsprache: "ich musste nach Hause gehen"
Umgangssprache: "ich musste nach Hause"

Hochsprache: "ich bin nach Hause gegangen"
Dialekt: "ich bin nach Hause"

Sonntag, 18. Mai 2014

Endungsverkürzung

Was nicht geschrieben wird, ist selten im Bewustsein der Sprecher. Das gilt besonders für die Aussprache von Endungen der deutschen Verben und Substantive.

Typischerweise werden die letzten drei Buchstaben in der Umgangssprache zu einem einzigen zusammengezogen, insbesondere wenn der Vokal dabei ein unbetontes e ist. Auf diese Weise gelten folgende Ersetzungen:

-nen  -> n    Beispiel: planen  -> plan, Bahnen  -> Bahn
-ben  -> m   Beispiel: geben  -> gehm, Gaben  -> Gahm
-gen  -> ng  Beispiel: sagen  -> sahng, Klagen -> Klahng
-hen  -> n    Beispiel: gehen  -> gehn
-ren  -> an   Beispiel: telefonieren -> telefonian

Dabei wird die Länge des Vokals der vorletzten Silben nicht verändert, sodass ich in den Beispielen ein h zur Längung des Vokals einfügen musste.

Die Besonderheit ist eine längere Aussprache des resultierenden Buchstabens, die zusätzlich durch einen schnellen Übergang von einem hohem Ton zu einem niedrigem Ton begleitet wird. Sonst könnte man beispielsweise "die Bahnen" nicht von deren Singular unterscheiden.

Auf diese Weise wird die deutsche Umgangssprache zu einer "Tonsprache" wie dem Chinesischen.

Irrealis

In der deutschen Umgangssprache sind etliche Vereinfachungen üblich geworden. Hier ist ein Beispiel für eine Strukturneuerung, über die selten diskutiert wird.

Die Formulierung von Möglichkeiten, die nicht stattfinden (Irrealis), hat sich zwar in der gesprochenen und geschriebenen Sprache verändert, wird aber nicht deutlich als parallele Bildungsform dargestellt

Es handelt sich um die Benutzung des Konjunktiv II in Konditionalsätzen der Gegenwart:
Gemäß der Schulgrammatik sollte Haupt- und Nebensatz im Konjunktiv stehen.
Die neue deutsche Sprachpraxis setzt jedoch nur noch den Hauptsatz in den Konjunktiv:

Alte Schulgrammatik: "es wäre schön, wenn du kämest" (6 Google-Treffer)
Schulgrammatik: "es wäre schön, wenn du kommen würdest." (14 400 Google-Treffer)
Sprachpraxis: "es wäre schön, wenn du kommst." (897 000 Google-Treffer)

Sogar die deutsche Welle zitiert: "Wir haben inszeniert, was passieren würde, wenn man wirklich hilft"

Durch diese Neuerung wird der Sinn nicht doppeldeutig oder unklarer.
Man kann sich bei der Formulierung viel Denkarbeit sparen und somit effizienter sprechen.
Außerdem ist der Satz kürzer und somit schneller zu erfassen.
Insbesondere Deutsch Lernende und Schulkinder können von einer Einschränkung der Komplexität profitieren und sollten diese Struktur als Wahlmöglichkeit erlernen.
Die Umschreibung des Konjunktivs durch "würde" ist ein anderes Thema, ebenfalls die Ersetzung des Futurs durch das Präsens.

Auch in anderen europäischen Umgangssprachen kann man eine Tendenz zur Vereinfachung beobachten.