Sonntag, 18. Mai 2014

Endungsverkürzung

Was nicht geschrieben wird, ist selten im Bewustsein der Sprecher. Das gilt besonders für die Aussprache von Endungen der deutschen Verben und Substantive.

Typischerweise werden die letzten drei Buchstaben in der Umgangssprache zu einem einzigen zusammengezogen, insbesondere wenn der Vokal dabei ein unbetontes e ist. Auf diese Weise gelten folgende Ersetzungen:

-nen  -> n    Beispiel: planen  -> plan, Bahnen  -> Bahn
-ben  -> m   Beispiel: geben  -> gehm, Gaben  -> Gahm
-gen  -> ng  Beispiel: sagen  -> sahng, Klagen -> Klahng
-hen  -> n    Beispiel: gehen  -> gehn
-ren  -> an   Beispiel: telefonieren -> telefonian

Dabei wird die Länge des Vokals der vorletzten Silben nicht verändert, sodass ich in den Beispielen ein h zur Längung des Vokals einfügen musste.

Die Besonderheit ist eine längere Aussprache des resultierenden Buchstabens, die zusätzlich durch einen schnellen Übergang von einem hohem Ton zu einem niedrigem Ton begleitet wird. Sonst könnte man beispielsweise "die Bahnen" nicht von deren Singular unterscheiden.

Auf diese Weise wird die deutsche Umgangssprache zu einer "Tonsprache" wie dem Chinesischen.

1 Kommentar:

  1. "Die Besonderheit ist eine längere Aussprache des resultierenden Buchstabens, die zusätzlich durch einen schnellen Übergang von einem hohem Ton zu einem niedrigem Ton begleitet wird. Sonst könnte man beispielsweise "die Bahnen" nicht von deren Singular unterscheiden.

    Auf diese Weise wird die deutsche Umgangssprache zu einer "Tonsprache" wie dem Chinesischen."

    Bù duì!

    Das hat mit Tönen wie im Chin. nichts zu tun.

    Bei "die Bahn" spricht man die Stammsilbe mit fallendem oder steigendem Ton (o.ä.) je nach Satzart: "Die Báhn? Die Bàhn!" (Nur 2 Bsp.)

    Beim Plural verteilt sich die Tonhöhenänderung auf beide Silben "Die Báhnén? Die Bàhnèn!", wobei die zweite Silbe auf derjenigen Tonhöhe anfängt, auf der die erste aufhört.

    Bei der verkürzten Aussprache ist es im Prinzip genauso. Man hört es nur nicht so deutlich: "Die Báhń? Die Bàhǹ!"

    Der einzige Unterschied zw. Standardspr. und Umgangsspr. besteht hier darin, dass in der Umgangssprache der Laut [n] eine eigene Silbe bildet (und daher etwas länger ist), was nach Standardgrammatik nicht möglich ist. Vgl. auch "ein" --> "n".

    Das kennzeichnet man in der Lautschrift übrigens mit einem Punkt:
    [ˈba:n̩]


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